Reiseland Schweiz

 Langsam kommt die Sonne hinter den Bergen hervor, lichtet sich der Nebel und es kitzelt einem in der Nase. Schnell wird das Fenster geöffnet und die kalte Luft strömt belebend in den Raum ein. In der Ferne locken bereits die Berge und man will sich sofort aus dem Bett hinein in den Tag stürzen. Nach der üblichen Morgenroutine, nehme ich das Fahrrad und fahre zum Bahnhof. Ausgestattet mit dem Luxus eines Generalabonnements, will ich heute quer durch die Schweiz reisen. 

Da das Mitteland vom Nebel eingehüllt ist, führt mein Weg Richtung Süden in die Sonnenstube der Schweiz. Ins Tessin, genauer gesagt nach Lugano, will ich heute fahren. Während der Zug sanft ruckelnd durch die mystische Landschaft, welche komplett im Nebel verhüllt ist, fährt, lese ich die Memoiren des ehemaligen Nationalen Sicherheitsberaters, John Bolton, der USA. Es ist überaus unterhaltsam, wie er seine Zeit im Weissen Haus und auf dem diplomatischen Parkett der Welt beschreibt. Unzählige Anekdoten helfen dem Leser dabei in diese Ereignisse einzutauchen und man liest fesselnd Zeile um Zeile.

Mit rasendem Tempo erreiche ich den Zürcher Hauptbahnhof, wo ich ihn den Direktzug nach Lugano einsteige. Noch immer  liegt der Nebel dicht und zäh, doch mit jeder Fahrminute steigt meine Zuversicht, diesem tristen Wetter zu entrinnen. Der Zug schlängelt sich durch die imposante Berglandschaft und ich geniesse die Aussicht über den Urner See. Immer schneller wird der Zug, damit er mit über zweihundert Kilometer durch den Gotthard-Basistunnel rasen kann. Das Jahrhundertbauwerk hat das Tessin näher an die Schweiz gebracht und die Fahrzeit massiv verkürzt.

Umhüllt von Finsternis jagt der Zug mit einem Höllentempo durch den Tunnel. Ein gefühlter Augenschlag später wird man wieder aus der Röhre hinausgespickt und die Sonne scheint warm durch die Fenster. Auch im Spätherbst geizt das Tessin nicht mit seinen Reizen. Rasch erreichen wir Bellinzona, dass mit seiner mittelalterlichen Burganlage ein UNESCO-Weltkulturerbe sein Eigen nennen darf. Nun gilt mit dem Ceneri noch die letzte Steigung zwischen meinen Ziel. Während sich der Zug die Bergstrecke hinaufwindet, sieht man unten im Tal bereits die Zufahrt in den Ceneri-Basistunnel. Bald wird diese Strecke nur noch eine Erinnerung sein, die Zukunft steht vor der Tür und so geniesse ich die letzten Fahrminuten auf dieser historischen Strecke.

Die Lautsprecher verkünden die Ankunft im Zielbahnhof und ich räume meine Sachen zusammen. Mit eilenden Schritten laufe ich durch den Bahnhof, laufe den Weg hinunter ins Stadtzentrum und beobachte das bunte Marktreiben. Angeregt von den all den guten Düften, meldet sich aber mein Magen und so suche ich die nächstgelegene Pizzeria auf und gönne mir ein herzhaftes Mittagessen.

Danach spaziere ich noch gemütlich am See entlang und geniesse die warmen Sonnenstrahlen. Manchmal braucht es wenig, um glücklich zu sein.

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