Von Fanatiker und Ignoranten
Ein Donnerhallen, leises Tropfen, heftige Windstösse, nähern sich einem und man sucht verzweifelt Schutz. Nein, es ist kein Gewitter, welches in einem Höllentempo heranrast, die Grippewelle ist wieder im Anmarsch. In diesem Jahr hat Sie mit Corona einen Bruder im Geiste gefunden, ein Duo infernale, welches die Menschen um den Verstand bringt.
Überall wird nun wieder geniest, geschnäuzt und gehustet, als würde es sich um eine Art Wettbewerb handeln, wer denn lauter niesen oder sich mehr die tropfende Nase schnäuzen kann. In meiner jugendlichen Unbeschwertheit hat mich dieses alljährliche Spektakel nie besonders in seinen Bann gezogen. Ausgestattet mit warmen Kleidern, dem übermässigem Konsum von Vitamin C in Form von Zitrusfrüchten aller Sorten, welche der liebe Gott auf dieser Erde angepflanzt hat, fühlte ich mich unbesiegbar gegen die unbarmherzigen Virenhorden.
Seit aber Corona alles dominiert, man wieder neuenglische Wörter in den Wortschatz aufnehmen und richtig artikulieren muss, während die Fallzahlen explodieren und wieder sinken, man zur Illustration wunderschöne Statistiken veröffentlicht, wo das Herz eines jeden Statistikdozenten an der Berner Fachhochschule höher schlägt, da schleicht sich auch in meinen Verstand ein mulmiges Gefühl ein.
Mit zwinglianischem Eifer habe ich mich stets an die Massnahmen gehalten und tunlichst regelmässig die Hände desinfiziert. Doch ein solcher Marathon fordert stets seinen Obulus ein und zunehmend machte sich bei auch bei mir eine Corona-Müdigkeit bemerkbar. Beruhigt durch schönes Wetter und tiefe Fallzahlen, liess ich mich ablenken und hoffte auch ein klein wenig, dass sich die Seuche in Luft auflösen wird.
In diesen lauen Novembertagen, wo nun wieder reihenweise neue Appelle an die Bevölkerung gerichtet werden, der Föderalismus sich von seiner schönsten Seite zeigt und die Positivitätsrate in eine ungeahnte Höhe klettert, da gehe ich meiner Wege voller Bedacht und schnellen Schrittes. Nur nicht in dicht gedrängte Menschenmassen hineingeraten, sich mit gebührenden Abstand durchschlängeln, so lautet meine Devise in diesen Tagen.
Längst aber ist ein heftiger Streit entbrannt, ein Ringen um die richtigen Massnahmen, ein Abwägen zwischen der Rettung von Leben und dem wirtschaftlichen Überleben vieler Existenzen. Beide Lager haben sich im Verlaufe der Krise verbal stetig aufmunitioniert, schildern, mit an Dramatik nicht zu überbietenden Szenarien, den baldigen Kollaps. Was tun in einer solch aufgeheizten Stimmung?
In der Ruhe liegt die Kraft, nach diesem Credo, versuche mich zu richten. Einen kühlen Kopf zu behalten ist immens wichtig. Nur nicht anstecken lassen von zu viel Hysterie, die Weltuntergangsbeschwörer haben immer Hochkonjunktur in Krisenzeiten. In solchen Momenten kommt mir der Schweizer Maler Albert Anker in den Sinn. "Siehe die Erde ist nicht verdammt" war seine Aussage. Dahinter verbirgt sich keine leere Worthülse, nein, vielmehr ein Aufruf das Leben auch in solchen Zeiten zu geniessen und sich der Schönheit von Mutter Erde bewusst zu sein.
Liebe Leser dieses Blog, nehmt euch dies zu Herzen.
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